Nach einem japanischen Frühstück (für Vegetarier: Rührei) machen wir uns auf den Weg zum Busterminal. Denn wir möchten nach Kamikochi, einen Ausgagspunkt für Wanderungen im Chubo Sangako Nationalpark. Zwei Stunden lang schraubt sich der Bus, der pünklich auf die Sekunde losfährt, durch Spitzkehren und Tunnel auf 1.500 Meter Höhe. Die Tunnel sind eng. Zwei sich passierende Busse sind nur Zentimeter voneinander entfernt.
Es geht vorbei an Reisfeldern und Staudämmen bis wir nach etwa zwei Stunden Kamikochi erreichen, einen Ausgangspunkt für Wanderungen im Chubo Sangako Nationalpark. Der Ort ist autofrei. Nur mit Bussen kann man dort hin fahren. Reist man mit dem Auto an, muss es auf einem Parkplatz vor dem Ortseingang abgestellt werden.
Kamikochi – Ausgangspunkt für Wanderungen
Angekommen in Kamikochi haben wir Hunger und probieren japanische Dumplings, gefüllt mit Gemüse und Kürbis. Sie sind warm, weich und süß.
Kamikochi heißt übersetzt etwa: „Wo die Götter abgestiegen sind“. Hier reihen sich Dreitausender aneinander. Schneebedeckt sind die Gipfel noch. Ein aktiver Vulkan haucht Rauch in den Himmel. Der azurblaue Azusa-Fluss rauscht leise vor sich hin. Umgeben ist er von Wäldern.
Wir nehmen einen Wanderweg flussaufwärts. Je weiter wir uns vom Visitor Center entfernen, desto ruhiger wird es. Nur ein Bruchteil der Besucher geht hier entlang. Wir kommen vorbei an einem Campingplatz, auf dem gerade gefrühstückt wird. Überall blühen die Konashi (Holzapfelbäume) und versprühen einen süßen Duft. Große Knospen sind an anderen Bäumen zu sehen, daraus entfalten sich kleine Ahornblätter. Am Boden blühen weiße Blümchen mit feinen Blättern. Auch Farne, teilweise noch eingerollt, finden sich am Wegesrand. Kleine Wasserfälle nehmen ihren Weg nach unten. Bemooste Steine versperren dem Wasser den Weg.
Uns kommen Wanderer mit schwerem Gepäck entgegen. Teilweise tragen sie Skier, Snowboards und Schneeschuhe sowie Eispickel. Sie haben wohl einen der umliegenden Gipfel bestiegen. Mit 3.190 Metern ist davon der Oku Hotakadake der höchste.
Chubo Sangako Nationalpark: wilde Tiere am Wegesrand
Auf dem Rückweg machen wir eine Entdeckung: Nicht weit vom Wegesrand entfernt raschelt es in den Bäumen. Zwei Makakenäffchen lausen sich. Sie sind so miteinander beschäftigt, dass sie sich von vorbeikommenden Wanderern nicht irritieren lassen. Diese haben teilweise sogar eine Klingel am Rucksack hängen. Denn im Chubo Nationalpark gibt es Schwarzbären. Mit der Klingel soll angezeigt werden, dass jemand im Anmarsch ist und der Bär somit nicht aus Schreck Wanderer angreift. Doch die Makakenäffchen lassen sich davon nicht beunruhigen. Nicht einmal den Kopf drehen sie. Bleibt zu hoffen, dass Bären schreckhafter sind.
Ein paar Meter weiter sitzt noch ein Affe im Baum, hangelt sich von Ast zu Ast, fährt mit einer Hand die Zweige ab und erntet so ganz entspannt die Blätter ab, die er sich anschließend in den Mund schiebt. Er sieht uns an und scheint uns anzulachen. Kurz schwingt er sich nochmals hin und her, bevor er auf den Wanderweg springt und den Boden nach Nahrung untersucht.
Wir gehen weiter und überqueren den Azusa-Fluss über die Kappa-Brücke, eine Schwingbrücke. Der Weg führt den Fluss entlang auf einem Naturpfad. Er führt über Marschland und somit teils über einen Holzpfad. Die Bäume stehen dicht an dicht. Vogelgezwitscher unterbricht die Stille.
Bevor wir den Chubo Sangako Nationalpark verlassen und zurück nach Matsumoto fahren, genießen wir noch den Blick auf die von der Sonne angestrahlten japanischen Alpen. Am Fluss sitzen mehrere Menschen, die dieses Bergpanorama zeichnen. Jeder auf seine ganz eigene Weise.