Moskau

Basilius-Kathedrale Moskau mit Zwiebeltürmen

Moskau ist unwahrscheinlich groß. Zwischen 12 und 15 Millionen Menschen wohnen hier (unterschiedliche Angaben in unseren Guides). Die Stadtviertel um den Kreml herum sind sehr schön gestaltet und es gibt viele Parks und Grünflächen. Bei schönem Wetter an der Moskwa umher zu schlendern, ist richtig klasse. An einem schönen, sonnigen Tag waren wir im Gorkij-Park und sind kilometerweit an dem Flüsschen entlanggegangen. Besonders nett war ein Skulpturenpark. Überall standen Figuren: natürlich der omnipräsente Lenin, aber auch Stalin, Katharina die Große oder andere Skulpturen, die z.B. auf den zweiten Weltkrieg oder ähnliches eingingen.

Aber schon ein kleines bisschen abseits der „Innenstadt“ wurden Plattenbauten auf jedes freie Fleckchen gestellt. Und wenn die Fleckchen eben nicht frei waren, wurden trotzdem Plattenbauten drauf gestellt. So kann man also nicht behaupten, dass Moskau eine besonders schöne Stadt ist. Auf uns wirkt dies vielmehr trist und ungemütlich. Aber das kommt vielleicht auf die Perspektive an.

Außerdem ist Moskau sehr teuer. Zumindest an den meisten Stellen, die man als Tourist so zu Gesicht bekommt. Aber auch in Moskau zu wohnen, scheint sehr teuer zu sein. Einige Leute, die nicht aus Moskau stammen, aber hier versuchen, in einem Job Fuß zu fassen, können oder wollen sich keine Wohnung in der Stadt leisten und wohnen somit in Hostels. Einen von diesen Leuten haben wir kennengelernt. Er war mit uns im 10er-Schlafsaal und sagte, er sei Masseur. Er komme aus Kaliningrad und findet dort keinen Job, so arbeite er jetzt auf selbstständiger Basis in Moskau und findet guten Absatz seiner Dienstleistung. Allerdings hat er nur abends bzw. nachts gearbeitet. Und wir haben auch nie irgendwelches „Masseur-Equipment“ gesehen. Er war allerdings immer ziemlich adrett angezogen und massierte morgens seinen kahlen Schädel mit einem französischen Stromstoßhautglattmacher …

Der rote Platz ist voll von Polizei. Bis im letzten Jahr hieß diese noch Miliz. Aber die Regierung hat sich dazu entschlossen, dieser korrupten und im Land sehr verhassten Truppe ein neues Design zu geben. Darum heißt sie jetzt Polizei und ein paar Hunderte oder Tausende sollen entlassen werden. Ob sich sonst noch etwas ändert, wissen wir nicht. Allerdings suchen wir stets das Weite, wenn wir irgendwo Polizisten oder solche, die wir dafür halten, sehen. Wir müssen hier ständig den Pass, unser Visum plus die Registrierung der jeweiligen Stadt mit uns führen und haben keine Lust an irgendeinen fiesen Ex-Milizen zu geraten.

Ansonsten ist der rote Platz gar nicht rot. Er ist ziemlich groß und aus Kopfsteinpflaster. Wir haben aber gelesen, dass auf Russisch rot auch schön heißt. Und das ist er wahrlich. An einer Seite wird er begrenzt durch die Basilius-Kathedrale mit den märchenhaften Kuppeln, an der nächsten durch das Kaufhaus GUM aus dem Jahre 1893, dann durch das Historische Museum und natürlich den Kreml. Vor dem Kreml steht noch das Lenin-Mausoleum. Ein paar Leute haben uns erzählt, dass er aufgebahrt und konserviert dort drin liegt. Irgendwie unheimlich. Wir haben uns das nicht angeschaut.
Der rote Platz ist zu fast jeder Tages- und Nachtzeit voll von Leuten, die Fotos schießen.

Den Kreml haben wir uns angesehen. Die Regierungsgebäude kann man allerdings nicht besichtigen. Hinter den roten Mauern stehen einige Kathedralen: die Maria-Entschlafens-Kathedrale, die Erzengel-Kathedrale, die Mariä-Verkündungs-Kathedrale, dann die Gewandniederlegungs-Kirche, der Glockenturm von Iwan dem Großen und so weiter. Mit dem Kathedralen-Ticket konnten wir uns alle Kirchen ansehen und Michi hat sogar verbotenerweise ein paar nette Fotos gemacht. Leider war hier auch wie üblich alles komplett auf Russisch geschrieben, so dass wir nicht besonders viel Input erhielten. Draußen sind wir dann noch ein bisschen umhergegangen und haben den schönen Blick auf die Moskwa und das angrenzende Stadtviertel genossen.

Ein wunderschönes Erlebnis hatten wir in der Basilius-Kathedrale, außerhalb der Kreml-Mauern. Als wir in einem Raum standen, fingen fünf Männer urplötzlich an wunderschön zu singen. Wir bekamen Gänsehaut, weil es so stimmungsvoll war.

Metrofahren ist auch eine heiße Angelegenheit. Zuerst fährt man auf schier nicht enden wollenden Rolltreppen in die Tiefe. Manche Stationen sind sehr schön anzusehen. Mit Fresken, alten Lüstern oder Skulpturen. Allerdings ist man hier ohne Russischkenntnisse vollkommen aufgeschmissen. Vermutlich findet man noch nicht einmal wieder heraus. Ein Glück hatten wir die kyrillischen Buchstaben gelernt, was sich als wirklich hilfreich erwiesen hat. So konnten wir immer recht schnell herausfinden, in welche Richtung wir fahren mussten oder an welcher Haltestelle wir aussteigen mussten. Und wir haben es auch immer geschafft und uns kein einziges Mal verfahren.

Unser Hostel lag super zentral zum Roten Platz. In ca. 10 Minuten waren wir zu Fuß dort. Ansonsten war es irgendwie komisch. Die Rezeptionistinnen waren alle Anfang 20 und hatten den ganzen Tag nichts zu tun, als in Facebook zu glotzen, zu skypen oder sich Filme anzuschauen. Die eine wollte uns außerdem abzocken: Wir hatten eigentlich einen 10er-Schlafsaal gebucht, weil das die günstigste Alternative war. Allerdings hat sie uns dann in einen 8er-Schlafsaal gelegt. Wir hatten das die erste Nacht gar nicht gemerkt, aber als am nächsten Morgen, der „Masseur“ auszog, in den günstigeren Schlafsaal, wurden wir hellhörig. Also haben wir festgestellt, dass sie uns tatsächlich in einen falschen Schlafsaal gelegt hatte, der auch noch um einiges teurer war. Also sind wir abmarschiert und haben die Tussie zur Rede gestellt. Sie meinte, für letzte Nacht hätte sich eine Gruppe angesagt, die aber dann nicht gekommen wäre und darum hatte sie keinen Platz für uns im 10er-Schlafsaal. Wir haben ihr dann klargemacht, dass sie keinen Ton davon erwähnt hat und uns das Geld zurückgeben soll, dass wir zu viel bezahlt haben. Zuerst wollte sie nicht. Wir müssten auf jeden Fall die erste Nacht im 8er-Schlafsaal bezahlen. Hä? Versteht das einer? Wir buchen einen 10er-Dorm. Sie steckt uns in einen 8er-Dorm, weil sie eine Gruppe in den 10er-Dorm einplant, die gar nicht kommt, sagt uns keinen Ton, will aber das Geld von uns für den 8er-Dorm. Also wir haben es nicht verstanden. Und im Endeffekt hat sie uns dann das ganze Geld auch widerwillig wieder zurückgegeben.

Die andere Rezeptionistin, hat sich, weil es ja so langweilig war, eine Freundin eingeladen. Diese kam dann gegen 23 Uhr. Zwei türkische Gäste, die nur für ein Fußballspiel nach Moskau gekommen waren, kamen an diesem Abend neu an und wollten noch einen drauf machen. Michi und ich sind ins Bett gegangen und so auch (außer dem „Masseur“) alle anderen in unserem Zimmer. So gegen 3 oder 4 Uhr nachts wachten wir auf, da ein riesen Gejohle losging. Auf einmal riss die Zimmertür auf und einer der Türken ging zu einem schlafenden Tataren und gab ihm einen Kuss. Lautes Gejohle und Geklatsche …

Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass die Rezeptionistin, ihre Freundin und die beiden Türken Strippoker gespielt und sich total besoffen hatten. Die Kameras, die überall herumhingen, haben wohl recht peinliche Szenen aufgenommen, die man dann schnell versucht hat, zu eliminieren.

Irgendwie fanden wir das schon ziemlich nervig und waren dann froh, abzureisen. Die Lage war zwar wirklich klasse, aber so richtig toll fanden wir die Umstände dort nicht.

Insgesamt hatten wir ein paar ziemlich kalte Tage in Moskau erwischt. Zwischen 2 und 8 Grad hatte es und wir waren eingewickelt wie die Michellin-Männchen. Ein paar Mal hat es auch geregnet, aber dank unserer Outdoor-Jacken und -Schuhe blieben wir stets trocken.

Am 16.10.2011 um 21.40 Uhr fuhr dann unser Zug nach St. Petersburg. Wir schleppten also unser Gepäck wieder durch die Metro bis zum Leningrader Bahnhof und warteten in der Wartehalle bis es los ging.

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