Uluru in der Abendsonne im Outback Australiens

Der lange Weg durch die Wüste

Wir wollten unbedingt den größten Monolithen der Erde sehen. Der Ayers Rock bzw. Uluru liegt ungefähr in der Mitte Australiens. Er ist ein Heiligtum der Aborigines und sie haben ihn früher für spirituelle und heilige Riten benutzt. Darum möchten sie auch nicht, dass Menschen darauf klettern. Es gibt aber einen steilen Kletterweg, der über 300 Meter auf den roten Berg führt, da die Tourismusindustrie glaubt, dass weniger Menschen den langen Weg auf sich nehmen würden, wenn sie den Berg nicht besteigen könnten. Momentan gibt es eine Untersuchung zu diesem Thema und es wird alles Mögliche versucht, um Anreize zu schaffen, den Berg nicht zu besteigen. So kann man z. B. auf einer Harley Davidson drum herum fahren. Ob das jetzt so viel besser ist, weiß ich allerdings auch nicht.

Aber bis zum Uluru war es ein weiter Weg vom mittleren Süden. In Port Wakefield machten wir erst einmal einen Zwischenstop, da wir entdeckten, dass die BP-Tankstelle eine Dusche hatte. Nach ein paar Tagen Wildcampen und nur Strandduschen unter getarntem Einsatz von Duschgel (da es keinen Ablauf gibt), war die warme Dusche eine Wohltat.

Weiter ging es dann nach Port Augusta, wo wir unsere Vorräte, vor allem das Wasser auffüllten. In dem Laden, in dem wir einkauften wurden wir auf einmal auf Deutsch angesprochen. Wir drehten uns um und trafen auf ein Paar, das wir vor drei Monaten in Neuseeland auf einem Campingplatz getroffen haben. Zufälle gibt es!

Nach dieser Begegnung machten wir uns auf den Weg in die Wüste und nahmen den Stuart Highway, der bis ganz in den Norden nach Darwin führt und eine der wenigen geteerten Straßen im Outback ist.

Unser erster Stop sollte Coober Pedy sein. Eine Stadt, die hauptsächlich damit beschäftigt ist, im Boden nach Opalen zu buddeln. Wir schafften es aber nicht ganz bis dorthin und so übernachteten wir an einem Roadhouse (Tankstelle mit Kneipe) neben ein paar anderen Campern und ungefähr 7 Road Trains.

Road Trains nennt man hier LKW, die ultra lang sind. Sie haben meistens drei Anhänger und können über 50 Meter lang sein. Außerdem fahren sie wie die Hölle! Jedes Mal, als uns einer entgegen kam, kurbelte Michi das Fenster der Fahrertür hoch, da aufgewirbelter Staub und Steine in der Gegend herumflogen. Es macht dann einmal WWWUUUUMMMMSSSS und der Road Train ist vorbei. Gott sei Dank. Bis der nächste kommt …

Aber hier standen sie ganz friedlich, die Fahrer gingen noch auf eine Runde ins Roadhouse und dann schliefen sie, bevor es morgens um 6 Uhr wieder losging. Und wir kämpften mit den Fliegen. Das war wirklich lästig. Sie stachen zwar nicht, aber hockten sich in unsere Augen, Ohren und Nasen. Da es so natürlich keinen Spaß machte, lange draußen zu bleiben, verzogen wir uns schon in den Van, bevor es draußen dunkel wurde und noch ganz andere Tierchen die Nacht zum Tage machten.

Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Coober Pedy und schauten uns den Untergrund-Campingplatz an. Da es in der Gegend extreme Temperaturen gibt, haben sich die Leute etwas Besonderes einfallen lassen. Sie leben meistens unter der Erde. Da es viele Löcher gibt, die für das Opalsuchen gegraben wurden, dachten die Einwohner sich: Warum nicht nutzen und direkt dort einziehen. Und so leben sehr viele Leute in Höhlen untertage. Dies hat den Vorteil, dass es im Sommer, wenn es heiß ist und im Winter, wenn es kalt ist eine stets gleichbleibende Temperatur von zwischen 22 und 25 Grad gibt. Es gibt auch Untergrund-Hostels, -Motels und eben auch einen Untergrund-Campingplatz.

Die Gegend darum sah ziemlich unwirtlich aus und es standen nur ein paar Lastwagen herum, mit denen wohl jemand nach Opalen buddelte. Wir schauten uns etwas um, entschieden uns dann aber gegen die Übernachtung, da wir unseren Van nicht hätten in der Höhle parken können, nur ein anderes Päärchen dort übernachtet hat und uns der Inhaber sehr seltsam vorkam.

Überhaupt fanden wir Coober Pedy eine sehr gruselige Stadt. Wir schauten uns dort drei der noch viel mehr Untergrund-Kirchen an, die auch wie die Wohnungen in einer Höhle mit angenehmer Temperatur lagen. Es gibt dort unter anderem eine katholische und auch eine serbisch-orthodoxe Kirche, denn Coober Pedy ist multikulturell. Hier leben über dreißig verschiedene Nationalitäten. Hier haben wir auch wieder Aborigines gesehen. Allerdings genauso traurig, wie das letzte Mal. Sie saßen zumeist im Schatten auf dem Bürgersteig und hatten Alkoholflaschen in der Hand.

In Coober Pedy tankten wir auch das erste Mal Opal statt dem normalen Unleaded (bleifrei). Im Visitor Center sagte man uns, dass dies ein Substitut für Unleaded sei, da viele der Ureinwohner Benzin schnüffeln würden und darum an vielen Orten mit hoher Dichte an Ureinwohnern, Opal verkauft würde.

Von Cooper Pedy waren es noch hunderte von Kilometern bis zum Uluru. Vor uns lag eine endlos lange Straße. Daneben rote Erde mit teils viel grünem Bewuchs. Da es vor kurzem geregnet hatte, spross nun über all das Gras, die Bäume trugen teilweise grüne Blätter und es gab sogar Blumen. Neben der Straße grasten Emus, Kängurus und viele, viele Kühe. Da es nicht oft einen Zaun gab, der die Tiere von der Straße fern hielt, sah man natürlich sehr viele tote Tiere am Straßenrand oder auch mitten auf der Straße liegen. Meistens waren es Kühe. Einmal lag ein totes Tier in der Mitte der Straße, als wir angefahren kamen. Auf dem Tier saß ein wirklich riesen großer Greifvogel und schmauste. Er flog zuerst auch gar nicht weg, als wir angefahren kamen. Erst als Michi mehrmals hupte, öffnete er seine Schwingen und hob ab.

Kurz darauf kam direkt neben uns aus dem Gras eine gut über einen Meter lange Echse gelaufen. Kleinere Echsen sahen wir auch immer wieder auf der Straße, als sie sich sonnten, aber auch mehrere Schlangen sahen wir über die Straße kriechen. Wir waren wirklich froh, dass wir im Auto saßen …

Im Outback gibt es übrigens einen Gruß, den man entgegenkommenden Autofahrern widmet. Man hebt entweder den Zeige- oder einen anderen Finger, manche winken oder machen andere Grüße. Da einem nicht so viele Autos wie sonst entgegen kommen, ist das eine ganz nette Abwechslung zum Fahren. Allerdings darf man sich auch nicht vorstellen, dass man auf dem Highway tagelang niemandem begegnet. Wir waren jetzt ja nicht in der Saison unterwegs und es kamen wirklich einige Autos entgegen. Leider konnten wir mit unserem Auto allerdings auch nicht die abgrenzenden Staubstraßen fahren, auf denen dies vielleicht vorkommen mag. Eine Tour mit dem 4×4 in Coober Pedy konnten wir leider auch nicht unternehmen, da wegen des Regens viele Staubstraßen geflutet waren und man gar nicht durchfahren konnte.

Irgendwann kamen wir endlich an der Abzweigung zum Uluru an. An der Ecke gibt es nochmals ein Roadhouse mit Tankstelle, an der wir nochmals volltankten und dann in Richtung Westen abbogen. Die Strecke von der Kreuzung zum Uluru ist so lange wie die Strecke zwischen Darmstadt und Freiburg. Und diese Strecke muss man auch wieder zurück fahren, wenn man weiter in Richtung Norden möchte und nicht auf halber Strecke noch in Richtung Kings Canyon fahren will.

Kurz bevor man endlich ankommt, erhebt sich ein riesiger, roter Stein linker Hand. Er sieht eigentlich genauso aus, wie der Uluru, ist nur oben flach und heißt Mount Cooper. Wenn es allerdings nicht da stehen würde, hätte ich diesen Monolithen schon für den Uluru gehalten, den er sieht ihm wirklich fast zum Verwechseln ähnlich.

Uns kamen viele goldfarbene Autos entgegen und wir wunderten uns, ob dies jetzt eine neue Trendfarbe sei. Dann merkten wir allerdings, dass die Autos ursprünglich weiß oder silberfarben waren und nur der rote Staub der Erde sie in goldfarbene 4×4 verwandelte.

Der Eintritt in den Nationalpark, in dem der Uluru steht und in dem auch die Olgas zu finden sind, kostet 25 Dollar. Die Eintrittskarten sind drei Tage lang gültig und das Geld geht zugunsten der Aborigines, die im Nationalpark in Gemeinschaften leben.

Toll, denkt man sich, dann haben die Ureinwohner wenigstens etwas davon. Allerdings fährt man dann ein Stückchen zurück ins Ayers Rock Resort. Das ist ein Resort, das wirklich nur für den Tourismus um den Uluru aus dem Boden gestampft wurde. Es gibt Hotels, einen Campingplatz, einen Shoppingbezirk, einer Tankstelle und, und, und. Allerdings ist es auch die einzige Möglichkeit, zu übernachten, wenn man nicht 60 Kilometer zurück zum nächsten Roadhouse fahren möchte. In diesem Resort haben wir keinen einzigen Aborigine gesehen. Weder im Visitor Center, noch hinter der Kasse im Einkaufsladen, an der Tankstelle oder am Campingplatz. Und ich schätze einfach einmal, dass hier das große Geld gemacht wird, das dann wiederum nicht den Ureinwohnern zu Gute kommt …

Wir quartierten uns also im überteuerten Campingplatz ein und waren nicht ganz unfroh über die Tatsache, dass er einen Swimmingpool hatte. Denn nachdem wir den ganzen Tag lang im Auto gesessen hatten, waren wir schon ziemlich kroggy. Außerdem erfuhren wir ganz zufällig, dass wir unsere Uhren um eineinhalb Stunden oder so zurückstellen konnten. Toll! So hatten wir auch noch Zeit gespart.

Kurz vor Sonnenuntergang machten wir uns dann auf den Weg zum großen, roten Stein. Und ich muss wirklich sagen: das war eines der ersten großen WOWs in Australien für mich! Er ist wirklich faszinierend anzusehen und man kann sich gut vorstellen, warum er für die Aborigines eine spirituelle Bedeutung hatte. Wir platzierten uns und beobachteten das Lichtspiel, das die untergehende Sonne und der rote Stein abgaben.

Am nächsten Morgen standen wir ganz früh auf, denn wir wollten auch den Sonnenaufgang hinter dem Uluru fotografieren. Wir schafften es gerade noch zu der Zeit des Sonnenaufgangs, denn wir hatten den Weg zum Sonnenaufgangsparkplatz etwas unterschätzt und waren länger gefahren, als wir gedacht hatten. Es waren schon Heerschaaren an Menschen, ganze Busladungen, vor uns da. Das war so ganz anders als am Abend zuvor, als es nur ein paar Autos waren, die den Parkplatz bevölkerten.

Wir entschlossen uns, eine geführte Wanderung mit einer Rangerin mitzumachen, die etwas über den Berg und auch das Leben der Aborigines erzählte. Die Tour war sehr interessant und wir lernten einiges über die Traditionen der Ureinwohner. Einige Stellen des Berges dürfen nicht fotografiert werden, da sie den Ureinwohnern so heilig sind, dass sie sagen, dass von diesen Stellen nicht einfach ein Foto gemacht werden kann, das dann unter die restlichen Urlaubsbilder gemischt wird.

Diese Rangerin erzählte auch, dass sie vermutet, dass in ein paar Monaten der Aufstieg zum Uluru geschlossen wird, da die Untersuchung wohl mehr und mehr zu dem Punkt kommt, dass das Besteigen des Berges nicht mehr so eine große Bedeutung für die Touristen hat wie früher angenommen. Momentan war der Aufstieg sowieso gesperrt, da es oben heftige Winde zu geben schien.

In weiter Ferne, etwa 50 Kilometer vom Uluru entfernt, liegen die Olgas. Diese riesigen, runden Steine sind sogar noch höher als der Uluru. Es gibt einen Wanderweg durch das Tal der Winde, den wir bis zu einem schönen Aussichtspunkt liefen.

Da es mittlerweile kurz nach elf Uhr vormittags war, wurde die Sonne im Handumdrehen stärker. Morgens standen wir noch mit Fließpulli vor dem Uluru und nun, ein paar Stunden später, zerflossen wir fast vor den Olgas.

Zurück im Van rissen wir die Fenster auf und ließen uns den Wind um die Ohren blasen. Die Strecke „Darmstadt-Freiburg“ zurück zur Straßenkreuzung, die uns in Richtung Norden bringen sollte, wollte diesmal einfach nicht enden. Als wir es endlich zur Tankstelle geschafft hatten, war ich fix und fertig von dem Wind, der mir von beiden Seiten durch die offenen Fenster entgegengebrummt kam. Mein Kopf brummte auch und somit entschlossen wir uns, diese Nacht nochmals auf einem Campingplatz vor Alice Springs zu übernachten.

Der Campingplatz befand sich hinter einem Roadhouse. Die Gestalten an der Theke und die ganze Szenerie waren mehr als gruselig. Alles war verlassen, der Rezeptionist kündigte an, sich diesen Abend zu betrinken und im Pool lag eine riesige Raupe. Als er dann auch noch meinte, wenn wir nachts auf die Toilette müssten, sollten wir bitte eine Taschenlampe mitnehmen, da er morgens oft schon die Spuren von Schlangen gesehen hat, wollte ich gar nicht mehr aus dem Van raus.
Die Duschen und Toiletten waren furchtbar eklig und das Design aus den 70er Jahren. Überall brummten Moskitos und außer uns gab es nur einen Campervan, der noch auf dem Platz stand. Hinter uns stand ein Bagger, oder eine Planierraupe oder ähnlich und ich fantasierte schon, dass der Rezeptionist, damit die Camper begräbt, die er nachts abmetzelt …

Nichtsdestotrotz ging Michi zu ihm und kam um drei Uhr nachts und nach viel zu vielen Bieren wieder in den Campervan. Der Rezeptionist hatte sich als ganz gesellig herausgestellt und sich gefreut, dass ihm jemand Gesellschaft geleistet hat.

Die nächste Station war Alice Springs. Hier schauten wir uns die „School of the Air“ an. Das ist eine Fernschule, die die Kinder im Outback via Satellit unterrichtet. Kinder im Alter von 4 ½ bis 14 Jahren werden so nach dem regulären Schulplan unterrichtet, obwohl sie hunderte von Kilometern von der nächsten Stadt mit Schule entfernt wohnen. Sie loggen sich am PC ein und sehen dann ihren Lehrer auf dem Monitor. Dieser sitzt in einem vollausgestatteten TV-Studio und wird gefilmt. Dabei kann man als Besucher auch zuschauen. Die Kinder und der Lehrer unterhalten sich miteinander, können chatten oder etwas an eine virtuelle Tafel schreiben.

Danach gingen wir noch zur Telegrafenstation. Diese gibt es seit Ende des 19. Jahrhundert in Alice Springs und man muss sich vorstellen, dass alles, was man dort sehen kann inkl. Möbeln, Steine für die Häuser etc. mit Kamelen dorthin gebracht wurde. Denn zur Zeit der Erbauung gab es den „Ghan“ noch nicht. Das ist die Eisenbahn, die von Adelaide bis in den hohen Norden durch den Kontinent fährt. Sie wurde nach den Kamelen benannt, die aus AfGHANistan kamen. Diese hatten dann keine Bedeutung als Lasttiere mehr und wurden teils ausgewildert. Somit findet man im Outback Australiens ab und an neben den bekannten Warnschildern vor Kängurus auch welche mit Kamelen.

Wir lernten eine nette, ältere Dame aus den USA kennen, mit der wir den gesamten Nachmittag verbrachten und dann in ihrem Hotelzimmer noch gemeinsam zu Abend aßen. Sie war gut über 80 Jahre alt und reiste alleine durch das australische Outback. Besonders freute sie sich auf die Tour in Coober Pedy, die sie gebucht hatte. Für 13 Stunden sollte es für sie, gemeinsam mit dem Postmann durch die Wüste gehen, der ein paar Mal die Woche die Post an die entlegenen Farmen liefert.

Gerade vor Sonnenuntergang schafften wir es noch an einen Rastplatz, auf dem wir die Nacht über blieben.

Wir fuhren hunderte von Kilometern nordwärts bis der Stuart Highway hinter Tennant Creek nach rechts abzweigt.

Kurz vor Tennant Creek schauten wir uns die „Teufelsperlen“ an (Devil`s Marbles). Das sind viele große Steine, die im Laufe der Zeiten rundgeschliffen wurden und nun eben wie große, rote Perlen auf der roten Erde herumliegen.

Tennant Creek ist im Übrigen genauso gruselig wie Coober Pedy. Nachdem der Stromausfall an der Tankstelle vorbei war, konnten wir unsere Kiste wieder auffüllen und düsten weiter in Richtung Westküste (gute 2000 Kilometer).

Auf dieser Strecke gab es nicht viel zu sehen und es gab nicht viele Gelegenheiten anzuhalten. Wir sahen allerdings am Himmel viele große Regenwolken. Ab und zu konnte man sehen, wie sie sich weiter in der Ferne entleerten, ab und zu fuhren wir unter einer solchen Wolke hindurch und holten uns eine kurze Dusche ab.

Eine Nacht war es so heiß, dass wir unsere Schiebetür offen ließen und ein Moskitonetz davor hingen. Um vier Uhr morgens wurden Michi und ich beide auf einmal wach. Zuerst dachten wir, dass jemand um unser Auto herumläuft. Dann auf einmal hörten wir es direkt vor unserer offenstehenden Tür keuchen und schnüffeln. Das Geräusch entfernte sich wieder etwas, wir hatten aber das Gefühl, dass dieses Tier noch einmal um unseren Van herumlief. Michi erwischte die Tür und schleuderte sie mit einem Mal zu. Wir atmeten erst einmal auf.

Ein paar Tage zuvor hatte uns jemand in Alice Springs an der Telegrafenstation erzählt, dass ein einzelner Dingo mitten am helllichten Tag dorthin gekommen war und dass diese australischen Wildhunde zurzeit sehr hungrig waren.
Wir wissen im Endeffekt nicht, ob wirklich ein Dingo vor unserem Van stand oder es nur ein durchgedrehter, freilaufender Hund war, aber diese Situation war uns mehr als unheimlich. Vor allem fanden wir interessant, dass wir beide gleichzeitig aufwachten, obwohl dieses Tier nicht sehr laut gewesen war.

Kurz hinter Mount Isa, einer größeren Stadt irgendwo auf der Hälfte der Wegstrecke kamen wir eines Morgens in Julia Creek an. Wir sahen kurz vor dem Ortseingang ein Schild auf dem Stand „Water over Road“. Und so fuhren wir durch eine riesige, nicht gerade untiefe Wasserpfütze. Wir hatten bereits in Mount Isa nachgefragt, ob die Straße frei sei, und man sagte uns, dass sie an einer Stelle mehrere hundert Kilometer weiter gesperrt sei.

So gingen wir also noch einmal ins Visitor Center und erfuhren, dass nun die Straße aus Julia Creek gesperrt sei, da sie 20 cm unter Wasser stünde und das Wasser stiege. Einen Umweg konnten wir nicht nehmen, da eine Straße auf der 500 Kilometer langen Umfahrung ebenfalls wegen Überflutung gesperrt war.

So saßen wir nun in einem Ort mit 300 Einwohnern, einer Tankstelle, zwei Kaufläden und zwei Pubs ohne Internet und Stromversorgung fest. Es gab zwar einen Swimmingpool, aber dieser war geschlossen.

Wir gingen alle zwei Stunden ins Infocenter und fragten nach dem neuesten Stand, erfuhren dann aber immer nur, dass das Wasser noch mehr gestiegen sei und mittlerweile auch die Straße, auf der wir in den Ort gekommen waren nun ebenfalls gesperrt sei. So saßen wir also wirklich fest.

Man erzählte uns, dass dies jedes Jahr vorkomme und vor ein oder zwei Jahren ein paar Touristen acht Tage lang in Julia Creek festhingen, da über einer Brücke zwei Meter Wasser standen. So konnten wir froh sein, dass es aktuell nur 40 cm waren …

Zwei ganze Tage verbrachten wir so also in Julia Creek. Am zweiten Tag entdeckten wir eine Wäscherei und freuten uns total, etwas zu tun zu haben. Also wuschen wir unsere Wäsche und trockneten sie in der heißen Sonne an unserem Van, den wir an der Straße parkten. Mittlerweile kannten uns fast alle Einwohner und grüßten immer ganz freundlich.

Abends gingen wir in den Pub. Da es Freitag war, trafen wir die Lady aus dem Infocenter, die Dame aus dem Postbüro und noch verschiedene andere Personen, die wir auch tagsüber schon gesehen hatten. Wir unterhielten uns mit einem echten Urgestein an Outback-Farmer. Das witzige war, dass er erzählte und erzählte und lachte und lachte. Michi und ich lachten mit. Dann auf einmal fragte Michi mich, was der Farmer eigentlich die ganze Zeit erzählt hätte. Doch das einzige Wort, das ich verstanden hatte war „Caravan“. Also sagte ich: „Caravan“. Michi: „Und den Rest hast Du nicht verstanden?“, ich sagte: „Nein.“. Dann mussten wir beide vor Lachen losprusten und auch der Farmer verstand nun, dass wir ihn nicht verstanden hatten und lachte mit uns. Am Ende des Abends boten er und seine Frau uns an, dass wir auf ihrem Grundstück parken könnten. Zumindest habe ich dies nach dreimaligem Nachfragen so verstanden. Allerdings lehnten wir dann dankend ab, denn wir hatten keine Lust auch noch am nächsten Morgen Verständigungsprobleme zu haben.

Nach zwei Tagen öffnete die Straße wieder und Michi und ich bretterten wie verrückt in Richtung Küste. Die Stelle, an der am Tag zuvor noch 40 cm Wasser auf der Brücke standen, war nun mit 10 cm ganz ok. Allerdings hatten wir schon ein etwas mulmiges Gefühl hindurchzufahren, denn der Fluss hatte schon noch eine gute Strömung.

Wir wollten auf keinen Fall nochmals im Outback feststecken und hatten wirklich Glück, denn auch die anderen Straßen hatten mittlerweile wieder geöffnet, auch wenn teilweise noch ordentlich Wasser auf den Straßen stand.

Unser Abenteuer Outback war wirklich eines gewesen und ein langer Weg war es allemal!

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