Von Punta Arenas kann man die Insel Feuerland bereits sehen, es dauert allerdings einige Stunden bis man die Magellanstraße per Fähre überquert hat. Bis man dann wirklich in Ushuaia, am untersten Zipfel Südamerikas ankommt, dauert es 12 Stunden.
Der Grenzübergang von Chile nach Argentinien klappt problemlos und wir fahren durch schier endlos scheinende Pampa. Das Land hier ist flachgebürstet vom Wind, es wächst kein Baum, die Landschaft ist übersäät von Gras. Gauchos mit Baskenmützen sitzen auf Pferden und treiben riesige Schafherden durch die Lande. Man kann so weit sehen, bis das Land in den Horizont überzugehen scheint.
Häuser gibt es nicht viele. Nur einzelne Farmen, oder Estancias, wie sie hier genannt werden. Feuerland ist karg auf der einen, faszinierend auf der anderen Seite.
Der Name stammt von Kapitän Magellan, der um 1520 bei seinen Erkundungstouren feststellte, dass nachts viele Feuer an Land brannten.
Hier stößt die Andenkordillere auf das Meer. Die Berge sind verhältnismäßig klein, der höchste ist rund 2500 Meter hoch. Das Wetter ist hier unbeständig. Man muss zu jeder Jahreszeit mit Regen, Sturm oder Schnee rechnen.
An den beiden Tagen meines Besuchs scheint allerdings die Sonne. Es ist wunderschön, denn die Bäume färben sich bereits langsam rot. In meiner zweiten Nacht schneit es auf den Bergen und am nächsten Morgen hebt sich das Rot der Bäume noch besser vom Weiß der Bergspitzen ab. Im Ort scheint die Sonne und das Meer glitzert.
Ich gehe in den Nationalpark unweit Ushuaias und unternehme mit einem Paar aus München, das ich im Hostel kennengelernt hatte, eine Wanderung. Der Weg führt entlang der Küste und durch patagonischen Wald. Die Aussicht ist einfach wunderbar, die heruntergefallenen Blätter der Bäume liegen wie Goldstücke auf dem Weg. Allerdings ist dieser recht matschig und wir rutschen des öfteren auf dem glitschigen Untergrund aus.
Auch Tiere lassen sich blicken: wir sehen einen Fuchs und zwei Spechte, die eifrig Löcher in einen Baumstamm hacken. An einigen Stellen des Weges bleiben wir stehen und lauschen. Zu hören ist einfach nichts. Es herrscht die perfekte Stille.
Am nächsten Tag mache ich eine Bootstour auf dem Beagle-Kanal. Die Beagle war das Schiff, mit dem Herr Darwin auch auf den Galapagosinseln war. Im Sommer kann man hier neben Kormoranen und riesigen Seelöwen auch Pinguine beobachten.
Das Boot auf dem wir fahren ist klein, wir sind eine Minitruppe und die Atmosphäre ist klasse, als der Kapitän ein paar Runden dreht und uns die Seelöwen verfolgen und in den Wellen des Schiffs auf und ab springen.
Auch einen Landgang legen wir ein. Hier ist es allerdings ziemlich windig. Doch wir haben von oben auf dem kleinen Berglein eine wunderschöne Aussicht und lernen ein Gewächs kennen, das aussieht wie ein mit Moos bewachsener Stein. Ist es aber nicht, sondern eine Pflanze die jährlich nur rund 2 cm wächst und aus der Familie der Karrotten stammt.
Auf dem Rückweg bekommen wir ein Bier und hören Coldplay während wir durchs Dunkel zurück nach Ushuaia schippern. Es ist so schön, dass keiner von uns von Bord gehen möchte …